Ruby Riot

Wir schreiben das Jahr 2003 im Monat November am späten Abend. Kälte lässt Menschenmassen in Wirtshäuser strömen um den Frost mit Hochprozentigem aus den Gliedern zu verbannen. In einer kleinen Gasse der Bad Homburger Altstadt, fernab des städtischen Treibens, trifft sich wie so oft in einer kleinen Kaschemme namens EX, ein kleines Völkchen, um mal  wieder von längst vergangenen Tagen zu träumen. Darunter, an einem spärlich beleuchteten Tisch in der Nähe der Theke, drei Gesellen, tief in ihre Gläser blickend. Inmitten dieser, eine Frau aus fernem Lande. Die Gespräche drehten sich wie so oft um die Musik und darum, wie sehr man Kapellen von vor vielen Jahrzehnten zurücksehne.
Es floss Bier um Bier und auch so mancher Martini 'Doro. Plötzlich wurde der Fluss des Alkohols für einen kurzen Moment eingestellt und es tat sich eine Stimme auf die sagte: "Lasst das Jammern sein, davon gibt es genug auf dieser Scheibe Namens Erde! Zieht los und bringt Eure eigene Musik unter’s Volk, oder wollt Ihr Euer Leben damit fristen über vergangene Töne zu reden...?"
Stille und unsicheres Beäugen machte sich breit. Nach kurzem Verweilen in dieser angespannten Stimmung wird plötzlich einer Zigarette der Garaus gemacht und vier Worte durchschneiden die Stille: "So soll es sein!" Drei Bierkrüge und ein halbvolles Martiniglas heben sich in die Lüfte und klirren in der Mitte des Tisches gegeneinander - Ruby Riot war geboren!

Zwei Jahre waren nun ins Land gezogen. Zwei Jahre harten Kampfes auf den Brettern die das Leben bedeuten. So manche Perle des Schweisses rann der Stirn herab und bildete in so manch einem Stiefel, so manch eine Pfütze.
Es sollte sich lohnen! Denn nun wandelten Menschen auf gleichem Pfade und folgten unerbittlich in auch noch so finstere Regionen dieser Welt, die, wie sich dann doch rausstellte keine Scheibe sondern eine Kugel ist.
Doch irgendwann wurden immer mehr Stimmen laut und sprachen: “Was soll ich einst den Nachkommen dritter Generation, mütterlicherseits erzählen, was ich all die Jahre mit meinem Leben gemacht habe?” Blicke trafen sich und einhelliges Nicken der Personen, deren Blicke sich trafen, entsprach einem gemeinsamen, wortlos gefundenem Konsens der eine Lösung für eben genanntes Problem darstellen sollte - kurz: Mir habbe verstanne!
Relativ Kurzerhand - ein Stückchen länger vielleicht, wurden Räumlichkeiten aufgesucht, voller blinkender und leuchtender Lämpchen - ganz ohne Öl und Gas... Es waren die Hallen zur Konservierung von Klängen und Geräuschen für die Ewigkeit, mit Namen ”Redlight Studio”.
Nach vier Tagen im Rausche der sich immer wiederholenden Töne im Monat Oktober des Jahres 2005 war es vollbracht - eine kleine silberne Scheibe Namens Compact Disc!

Doch damit nicht genug. Eine Konzerthalle mit einem unglaublichen Fassungsvermögen von mindestens 60 Personen erschien uns angemessen, um diesen, im Volksmund CD genannten, Tonträger der Öffentlichkeit zu präsentieren. Ein voller Erfolg! Einemillionenfünfhundertsechunddreißigtausend CD’s gingen über den Ladentisch, was im Schnitt 25600 CD’s pro Person ergibt (keine Ahnung warum dieser Tonträger nicht vergoldet wurde - wir werden diesbezüglich noch mal eine genaue Prüfung unserer Bücher vollziehen). Es sollte ein nachhaltiger Erfolg werden, denn kaum erklang der letzte von drei Akkorden, kollidierten wir mit niemand geringeren als den Produzenten, A&R Manager und Chef des Labels MeMusic. Harte, über Wochen anhaltende Verhandlungen erbrachten uns einen Vertrag, der... wie auch immer (das Wasser ging zur Neige und musste durch Champagner ersetzt werden, eine Rekonstruktion des genauen Inhaltes ist daher leider nicht mehr möglich)... die Geschichte geht weiter und das ist kein Versprechen sondern eine Drohung!

Und zack, geht sie schon weiter - die Geschichte...
Viele Monate ziehen ins Land (in die anderen Länder natürlich auch) und die Kräfte schwinden. Skorbut, eine Hypovitaminose, die durch einen Mangel an Ascorbinsäure hervorgerufen wird, rafft fast die gesamte Mannschaft plus Frau dahin. Wir nennen diese aggressive Form von Skorbut einfach mal Erkältung. Und damit nicht genug! Nachdem diese hinterhältige Erkrankung endlich bei allen Besatzungsmitgliedern abgeklungen war, passierte es! Durch den harten Einsatz unseres Trommlers im täglichem Geschäft des musikalischen Wohlgefallens, zerbarsten seine Knochen - eine Hernia inguinalis sollte es sein. Das war das Aus der glorreichen Geschichte von Ruby Riot - zumindest für einige Wochen. Doch trotz dieser Verkettung von katastrophalen Katastrophen schoben sich im rechten Moment die Wolken beiseite und es trat ein 149,6 Mio. km entfernter Planet hervor - die Sonne. Die Sonne war in diesem Fall der Hecki, seine Entfernung zum Proberaum beträgt etwa 5 km und ist seines Zeichens Schlagzeuger. Und damit nicht genug! Während dieser finsteren Zeiten voller Krankheiten und weiteren unvorhersehbaren Widrigkeiten wie Urlaub, tat sich ein weiteres Licht am Firmament auf: der Bernd! Ein verschollen geglaubtes Kind der Musik - ein Freund aus alten Tagen - ein... was auch immer. Auf jeden Fall spielt er sau geil Gitarre! Und da er ausser zu arbeiten und sich um Frau und zwei Kinder zu kümmern eh nix zu tun hat stieg er prompt in unsere grossartige Formation ein! Und wie grossartig diese neue Formation wirklich ist, erfahrt Ihr zur Veröffentlichung unserer neuen CD, die noch bis zum Einbruch der Hitzeperiode fertiggestellt sein wird! Bis dahin verbleiben wir mit freundlichem Gruss! Hochachtungsvoll - RUBY RIOT!

Was wäre diese Kapelle, ohne Skandale - das was sie jetzt ist... und da wir nicht mit Skandalen die gierige Masse befriedigen können, nehmen wir als Alternative abscheuliche Krankheiten zur Hilfe! Es begab sich wie folgt:
Nachdem auch das zweite Scheibchen fertiggestellt war und auf umfangreiche Art und Weise der Öffentlichkeit präsentiert wurde - das silber Ding heisst übrigens Addiction - begegnete uns kurz darauf eine dritte Scheibe, die uns allerdings alles andere als silbrig entgegen schien. Es war die Scheibe, die als Band zwischen den Wirbeln unseres Schlagzeugers ihren Dienst verrichtet. Und mit genau dieser gab es einen Vorfall, der unserem Steven auf dezent schmerzlichem Wege vermittelte - lass es mit dem Trommeln sein! Und so war es dann auch - er beugte sich (so weit er es noch konnte) und ergab sich seinem Schicksal. Nun waren wir trommellos...
Nach tagelanger Resttrauer und hardcore brainstorming - wir haben also mal gemeinschaftlich nachgedacht - kam uns wieder dieser 5 km entfernte Planet namens Hecki in den Sinn. Und so ist nun Hecki unser neuer Schlagzeuger und Ihr dürft wahrlich darauf gespannt sein, was wir in unserer brodelnden Giftküche daraus entwickeln - CHEERS!

Es sind nun schon über 5 Jahre ins Land gezogen, seitdem wir unsere erste Scheibe, mit Namen “Are You Ready”, aus dem Schmiedefeuer gezogen haben, mehr als 7 Jahre seit der bis heute nicht nachvollziehbaren Idee, eine Band zu gründen und vor knapp 2 Jahren hatte sich unser Trommler Steven, wenn auch unfreiwillig, dazu entschieden, ein hörender Anhänger der Band zu werden. Hecki (das Neue) hat mit Hilfe der Neunschwänzigen, schneller als gedacht, den Willen der Band angenommen und hatten somit recht flott diverse Möglichkeiten, die neuen musikalischen Errungenschaften dem Volke darzubieten. Nachdem auch das mehr oder weniger gelungen war, folgte eine logische Konsequenz: Ein LongPlayer muss her! Nachdem wir Jahrelang unsere Anhängerschaft mit 4 - 5 Kompositionen auf jeder CD hinhalten mussten, konnten wir nun mit einem Werk von 12 Titeln anstinken - der Name: “Camouflage”.
Für Euch heisst es nun fleißig CD’s kaufen und uns auf diesem Wege dem Wohlstand näher zu bringen und vor lauter Konsum nicht vergessen, unsere Konzerte zu besuchen. Denn nur so kann der bahnbrechende Erfolg von Ruby Riot weiter gehen...

Mann und Frau möchten es nicht für möglich halte, wie die Zeit sich dazu entschlossen hat, uns hinfort zu rennen. Acht Jahre rennt sie nun und wir müssen uns mächtig ins Zeug legen, mit ihr Schritt zu halten. Und während wir so rennen, Aug in Aug mit der Zeit, haben wir unterwegs unseren Bassisten Marcus verloren. Nach einem 8 jährigen Marathon, war es nun die Zeit, die den Sieg für sich eingestrichen hat - aber nur den Sieg über den Bassisten Marcus, nicht über den langjährigen Freund! Und dennoch sollte es trotz des herben Verlustes zeitnah weitergehen und zogen in den Kampf - gegen die Zeit und alle ihrer Verbündeten. Der Kampf währte nicht lange und selbstverständlich gingen unverständlicher Weise wir als Sieger hervor. Die hart erkämpfte Kriegsbeute ist italienischer Herkunft und wird landläufig als Mario bezeichnet und genau diese erbeutete Devotionalie sollte sich als absoluter Glücksgriff erweisen! Wenn Ihr nun wissen wollt, in Bezug auf was dieser Griff ein glücklicher war, wird Euch nichts anderes übrig bleiben, als eines der nächsten Konzerte zu besuchen! Bis dahin ein fröhliches Ade und ein hoffentlich baldiges griaß Godd!

So langsam nervt’s. Der vierseitige Mario hatte bei uns nur einen Kurzaufenthalt gebucht und ist wieder abgereist - schade drum. Aber hier kommt nun die angeborene Überheblichkeit der Gitarristen gegenüber Bassisten zum ersten mal in der Geschichte der Musik positiv zu tragen. Frei nach dem Motto, wer 6 Seiten unter Kontrolle bringt wird ja wohl auch in der Lage sein 4, wenn auch etwas dickere, zu bändigen! Und was sollen wir sagen, so war’s dann natürlich auch. Nach einer mehrstündigen Schlägerei zwischen den Gitarristen, wer diesen ach so dankbaren Job übernehmen soll, kam es zu dem freundlich blutigen Übereinkommen, sich diesen reizvollen Part zu teilen.
Nachdem dieser Dung souverän gelöst wurde ohne einen neuen Fremdkörper freundlich empfangen zu müssen, kam Schwager, Freund und Sohn einer Mutter Hecki auf die Idee, sich vom aktiven Dienst zu verabschieden und eine eher passive Stellung einzunehmen - “prima” Idee, hasst Du ein Glück, dass Du Schwager, Freund und Sohn einer Mutter bist!!!
Nachdem wir Gitarristen einsehen mussten, dass Sänger, vor allem die weiblichen dieser Zunft (trotz des angeborenen und routinierten Umgang mit Töpfen) bei weitem nicht so souverän auf ein weiteres Instrument umsteigen können und aus dem bisserl geklopfe gleich ein Drama entfachen, mussten wir nach einem Körper fahnden, der sich nicht allzu fremd anfühlt. Nach kurzen gefummel erklärte sich Andy dazu bereit, diesen anspruchslosen Teil der Band zu übernehmen und uns ein wenig Freude in unser glückloses Leben zu bringen. Und was spricht das kleine Völkchen der Rubys und Riots dazu: SAU GEIL!!!